Festivals, Venedig
Filmfestspiele von Venedig 2024

Filmfestspiele von Venedig 2024

Vom 28. August bis zum 7. September steigt am Lido zum 81. Mal das große Fest der Kinoliebenden. Promis aus Nah und Fern haben sich angekündigt, auch UNCUT wird anzutreffen sein. Ein genauer Blick auf vier Highlights aus dem heurigen Festivalprogramm.
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von (chrosTV )
Wenn Hollywoods Crème de la Crème mit Wassertaxis an den venezianischen Lido segelt, kann das eigentlich nur eines bedeuten: die Filmfestspiele stehen vor der Tür. Ab morgigen Mittwoch, dem 28. August, wird die norditalienische Stadt des Wassers für zehn Tage erneut zum Mekka für Cineastinnen und Cineasten. Eröffnet wird die 81. Ausgabe mit der Gruselkomödie „Beetlejuice Beetlejuice“ von Tim Burton. 35 Jahre nach dem kultigen Original sorgt Michael Keaton als lästiger Poltergeist wieder für ordentlich Schabernack. Die Fortsetzung ist nicht der einzige Millionenblockbuster, der im Rahmen des Festivals seine Weltpremiere feiert. Mit Spannung werden auch der starbesetzte Actionthriller „Wolfs“ von Marvel-Hampelmann Jon Watts sowie das musicalhafte „Joker“-Sequel „Joker: Folie à Deux“ erwartet. Letzterer Film konkurriert zusammen mit 20 anderen Produktionen aus aller Welt um die Ehre des Goldenen Löwen. Wer am Ende das Rennen macht, wird von einer zehnköpfigen Jury - in Leitung der französischen Schauspiel-Grand-Dame Isabelle Huppert - entschieden. Für den nötigen Glamour ist selbstredend vorgesorgt: Superstars wie Brad Pitt, George Clooney, Nicole Kidman, Daniel Craig und Lady Gaga sollen in den kommenden Tagen über den Roten Teppich marschieren. Das Promischaulaufen ist aber lediglich die Kirsche obendrauf. Am Ende regiert, eh schon klar, die Liebe zum Kino. Wir stellen Euch vier Highlights aus dem Programm vor, die Ihr eventuell noch nicht am Schirm hattet:

Maria

Schon in seinen Filmen „Jackie“ und „Spencer“ standen historische Frauenfiguren im Vordergrund, deren Leid berüchtigtermaßen medial ausgeschlachtet wurde. Mit „Maria“ hat der Chilene Pablo Larraín nun den Abschluss seiner selbstbetitelten „Lady-with-heels“-Trilogie gedreht. Das Biopic dreht sich um die letzten Lebenstage der Maria Callas - die bis heute womöglich bedeutendste Operndiva der Moderne. Im Paris der 1970er-Jahre tun sich Gerüchte über eine potentielle Bühenrückkehr auf. Die gebürtige Griechin will ihre verbliebene Zeit derweil eher dazu nutzen, zu sich selbst zu finden. Privatsphäre ist ein Luxus, der ihr als Frau unter dauerndem Druck der Öffentlichkeit verwehrt blieb. Verkörpert wird Callas von keiner Geringeren als Angelina Jolie, die für die komplexe Rolle zum ersten Mal seit drei Jahren wieder vor die Kamera getreten ist. In farblosen Rückblenden lässt man Höhe- und Tiefpunkte in der Karriere der berühmten Sopranistin Revue passieren.
Maria Bild aus dem Film „Maria“ (FilmNation)


Pfau

Aufmerksamen Besucherinnen und Besuchern der Diagonale, dem alljährlichen Zelebrieren des heimischen Films, ist der Name Bernhard Wenger sicher schon untergekommen. Der Filmakademie-Absolvent war bislang mit schrägen, schmählastigen Kurzfilmen aufgefallen. Welchen der Sorte, die aus der Masse herausstechen. Nach preisgekrönten (und umständlich betitelten) Shorts wie „Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“ (2018) und „Aufnahmen einer Wetterkamera“ (2023), feiert in den nächsten Tagen das Langfilmdebüt Salzburgers am Lido seine Uraufführung. In „Pfau“ spielt der deutsche Schauspielstar Albrecht Schuch („Im Westen nichts Neues") Matthias, den Chef einer Rent-a-friend-Agentur - sprich: eine Firma, bei der sich vereinsamte Menschen Freunde ausleihen können. So gut es auch mit der beruflichen Karriere laufen mag, im privaten Alltag scheint bei Matthias derzeit alles schiefzugehen, was nur schiefgehen kann.
Pfau Bild aus dem Film „Pfau“ (Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion)


Queer

Als James Bond hat Daniel Craig seine Sache jahrelang ausgesprochen gut gemacht, das lässt sich nicht leugnen. Wer einem breiten Publikum jedoch als namhafter Doppel-Nullagent bekannt wird, muss damit rechnen, lange auf diese Figur reduziert werden. Dass er auch anders kann, hat man schon in Rian Johnsons formidablen „Knives Out“-Krimis erleben durfen. Dort spielte der Brite den exzentrischen Kommissar Benoit Blanc - mit herrlich überzogenem Kentucky-Akzent. Eine Rolle, wie er sie im neuen Film von Luca Guadagnino angenommen hat, ist allerdings ein Novum. Mit dem Drama „Queer", basierend auf dem halbautobiografischen Roman von William S. Burroughs, dringt Craig schauspielerisch in neue Gefilde vor. Im Mexiko der 1940er-Jahre verguckt sich der Kleinjobber Lee (Craig) in einen einstmaligen Soldaten (Drew Starkey). Der Beginn einer innigen, intimen Männerromanze, die von Suchtproblemen herausgefordert wird.
Queer Bild aus dem Film „Queer“ (Filmverleih)


Baby Invasion

Die Filme von Harmony Korine („Gummo“, „Spring Breakers“) sind das Marmite des Kinos. Entweder man liebt oder hasst sie - ein Dazwischen gibt es nicht. Eines müssen ihm aber selbst die größten Gegner lassen: originell ist das, was der exzentrische Kalifornier einen auftischt, so gut wie immer. „Baby Invasion“, das aktuellste Kuriosum, hört sich aber sogar für seine Verhältnisse abstrus an. Die erzählte Geschichte ist im Grunde sehr simpel: eine Verbrechergruppe infiltriert Villen der Oberen Zehntausend. Klingt soweit normal. Das Antzlitz der Eindringlinge wurde digital allerdings durch Babygesichter eingetauscht. Aja: Und der Film, der laut Korine von Ego-Shooter-Spielen inspiriert wurde, soll auch interaktive Elemente beinhalten. Wie das im Kinosaal funktionieren wird? Man darf gespannt sein.
Baby Invasion Bild aus dem Film „Baby Invasion“ (Filmverleih)


Im Wettbewerb der 81. Filmfestspiele von Venedig laufen:

April I/F/GE, Regie: Dea Kulumbegashvili
And Their Children After Them Frankreich, Regie: Ludovic Boukherma, Zoran Boukherma
Babygirl USA/NL, Regie: Halina Reijn
Battlefield Italien, Regie: Gianni Amelio
Diva Futura Italien, Regie: Giulia Louise Steigerwalt
Harvest USA/D/F/ UK/Gri, Regie: Athina Rachel Tsangari
Iddu I/F, Regie: Fabio Grassadonia, Antonio Piazza
I'm Still Here F/E/BRA, Regie: Walter Salles
Joker: Folie à Deux USA, Regie: Todd Phillips
Kill the Jockey USA/E/Mex/ DK/Arg, Regie: Luis Ortega
Love Norwegen, Regie: Dag Johan Haugerud
Maria USA/D/I/ UAE, Regie: Pablo Larraín
Queer USA/I, Regie: Luca Guadagnino
Stranger Eyes USA/F/TW/ SGP, Regie: Siew Hua Yeo
The Brutalist USA/UK/Gri, Regie: Brady Corbet
The Order USA/CAN, Regie: Justin Kurzel
The Quiet Son F/B, Regie: Delphine Coulin, Muriel Coulin
The Room Next Door USA/E, Regie: Pedro Almodóvar
Trois amies Frankreich, Regie: Emmanuel Mouret
Vermiglio I/F/B, Regie: Maura Delpero
Youth – Homecoming F/LUX/NL, Regie: Wang Bing

Weiters laufen außer Konkurrenz:

Spielfilme:
Baby Invasion USA, Regie: Harmony Korine
Beetlejuice Beetlejuice USA, Regie: Tim Burton
Broken Rage Japan, Regie: Takeshi Kitano
Cloud Japan, Regie: Kiyoshi Kurosawa
Finally Frankreich, Regie: Claude Lelouch
Horizon - Eine amerikanische Saga USA, Regie: Kevin Costner
Horizon 2 USA, Regie: Kevin Costner
Maldoror F/B, Regie: Fabrice du Welz
L'Orto Americano Italien, Regie: Pupi Avati
Phantosmia Philippinen, Regie: Lav Diaz
Il tempo che ci vuole I/F, Regie: Francesca Comencini
Wolfs USA/UK, Regie: Jon Watts

Dokumentarfilme:
2073 (Regie: Asif Kapadia)
Apocalipse nos trópicos (Regie: Petra Costa)
Bestiari, erbari, lapidari (Regie: Massimo d’Anolfi, Martina Parenti)
Israel Palestina på Svensk TV 1958-1989 (Regie: Göran Hugo Olsson)
One to One: John & Yoko (Regie: Kevin Macdonald, Sam Rice-Edwards)
Riefenstahl Deutschland, Regie: Andres Veiel
Russians at War (Regie: Anastasia Trofimova)
Separated (Regie: Errol Morris)
Songs of Slow Burning Earth (Regie: Olha Zhurba)
Twist – Things We Said Today (Regie: Andrei Ujică)
Why War (Regie: Amos Gitai)

Serien:
Disclaimer (Regie: Alfonso Cuarón)
Los años nuevos (Regie: Rodrigo Sorogoyen del Amo, Sandra Romero, David Martín de los Santos)
Familier som vores (Regie: Thomas Vinterberg)
Families Like Ours (Regie: Joe Wright)

Kurzfilme:
Allégorie citadine (Regie: Alice Rohrwacher, JR)
Se posso permettermi – Capitolo II (Regie: Marco Bellocchio)

Sonderaufführungen:
Beauty Is Not a Sin (Kurzfilm) (Regie: Nicolas Winding Refn)
Leopardi. Il poeta dell’infinito (Regie: Sergio Rubini)
Master and Commander USA, Regie: Peter Weir
Der Autor
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