Neu im Kino
Neu im Kino (Woche 25/2024)

Neu im Kino (Woche 25/2024)

Im Kino gibt's als Alternativprogramm zur Fußball-EM schnelle Motorräder, Spinnenhorror und ein Venedig abseits der Touristenpfade zu sehen.
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von (UR_000)
Eigentlich ist ja gerade Fußball-EM …
Möchte man lieber ins gemütliche Lichtspielhaus, weil man nicht stundenlang den 22 Männern am Feld zusehen oder den seltenen Pausentag nutzen will, hat man die Qual der Wahl. Es warten unter anderem heiße Maschinen, ein hungriges Krabbeltier, ein intimes Porträt einer Palliativpflegerin und … eine Dokumentation rund um Frauenfußball in Nordkorea. Gutes Timing.

The Bikeriders

Perfekt für den Sommer scheint Jeff Nichols „The Bikeriders“, immerhin geht es um Rebellion, heiße Maschinen (also Motorräder), flirrenden Asphalt und den Duft der Freiheit. Was vielleicht ein wenig an Dennis Hoppers Kultstreifen „Easy Rider“ aus dem Jahr 1969 erinnert; große filmische Fußstapfen also. Regisseur Nichols („Mud“, „Loving“) macht für sein Krimi-Drama eine Zeitreise zurück in eben in dieses Amerika der 1960er-Jahre, zum fiktiven Motorrad-Club Vandals. Der junge Benny („Elvis“ Austin Butler) ist fasziniert von den Maschinen, dem Versprechen von Freiheit auf Rädern und vom charismatischen Anführer Johnny (Tom Hardy: „Peaky Blinders“, „Mad Max: Fury Road“). Von der Idee des Zufluchtsorts für Unangepasste ist bei den Vandals allerdings bald nicht mehr viel übrig. Viele der harten Kerle suchen nur noch schnellen Ruhm und schnelles Geld. Der Club entwickelt sich zur kriminellen Gang. Als Benny immer tiefer hineingezogen wird, setzt er seine Beziehung zu seiner Frau Kathy (Jodie Comer: „Killing Eve“, „The Last Duel“) und seine Familie aufs Spiel. Wie viel Rebell darf in einem Ehemann stecken? Ist die Treue zum Anführer der Gang bindender als jene zur Ehefrau? Benny steckt bald im Dilemma und muss Antworten auf die großen Fragen nach Moral und Loyalität finden.
The Bikeriders Bild aus dem Film „The Bikeriders“ (Universal Pictures International)

Regisseur Nichols hat sich für seine Geschichte von einem Fotoband über den Motorrad-Club Outlaws MC aus Illinois inspirieren lassen. In „The Bikeriders“ gibt er Einblick in diese Kultur der schnellen Maschinen, der Straße und der ‚Rebellen‘ in den 1960er-Jahren. Eine spannende (Zeit)reise durch den Mittleren Westen der USA, für die er ebenso auf die großen Namen und aufstrebenden Stars im Cast setzt. Ob „The Bikeriders“ Kultstatus erreichen kann, wird sich zeigen.



Weitere Neustarts

Ivo

Eva Trobischs „Ivo“ war im Programm der diesjährigen Berlinale und wurde als „Bester Film“ beim Filmfestival Bozen ausgezeichnet. Nun kommt er zu uns ins Kino. Die Regisseurin begleitet in ihrem Spielfilm die Pflegerin Ivo, die Teil eines ambulanten Palliativ-Teams ist, durch ihren Alltag. Das intime Porträt greift ein schwieriges Thema auf, bleibt nah an der Protagonistin und den Patient*innen, die sich Würde auf ihrem letzten Weg wünschen. Im Mittelpunkt steht die Dreiecksbeziehung zwischen Ivo, ihrer schwer kranken Freundin Solveigh und deren Mann Franz. Die eindringliche Geschichte, die ganz nah am Leben ist, wird getragen vom glänzenden Ensemble. Das sind Hauptdarstellerin Minna Wündrich, Lukas Turtur, die Österreicherin Pia Hierzegger („Der Aufschneider“, „Wilde Maus“) und Laiendarsteller*innen aus dem Bereich der Palliativpflege, wie Regisseurin Trobisch bei der Ö-Premiere verraten hat.
Ivo Bild aus dem Film „Ivo“ (Polyfilm, Piffl Medien)




Sting

Nach der Österreichpremiere beim Slash ½ startet Kiah Roache-Turners Creature-Feature „Sting“ nun offiziell auf der großen Leinwand. Das titelspendende Tierchen ist eine Spinne, die die 12-jährige Charlotte entdeckt und als Haustier hält. Dank guter Pflege und Fütterung wächst sie bald rasant und sucht sich eigene Nahrung: die Hausbewohner. Charlotte und ihre Familie wollen das gefräßige Tier stoppen. Der kleine, fiese Horrorfilm unterhält mit einer soliden Geschichte, einer Portion Emotion, einigen etwas heftigeren Gore-Effekten und Jump-Scares, skurrilen Nebenfiguren und viel Humor. Ein Genuss (nicht nur) für Genrefans!
Sting Bild aus dem Film „Sting“ (Constantin Film, Studio Canal)




Disco Boy

Franz Rogowski ist im Moment einer der gefragtesten Darsteller im europäischen Kino. In Giacomo Abbruzzeses Langfilmdebüt, das heuer im Wettbewerb der Berlinale lief, gibt er den jungen Aleksei, der quer durch Europa reist, um sich der Fremdenlegion anzuschließen. In sein Schicksal ist die Geschichte von Jomo und seiner Schwester Udoka, die sich in einer Guerillagruppe im Nigerdelta engagieren, verwoben. Erzählt in poetischen Bildern, unterlegt mit hypnotischem Elektrosound. Hélène Louvart erhielt für ihre Kameraarbeit den Silbernen Bären.
Disco Boy Bild aus dem Film „Disco Boy“ (Filmladen)




... ned, tassot, yossot ...

Rechtzeitig zur EM feiert ein österreichischer Dokumentarfilm über, zumindest oberflächlich, Frauenfußball in Nordkorea sein Debüt auf der großen Leinwand. In „… ned, tassot, yossot …“ kehrt Regisseurin Brigitte Weich zu den Protagonistinnen aus „Hana, dul, sed“ zurück. Sie porträtiert das Leben der ehemaligen Spielerinnen nach der Profikarriere, gibt gleichzeitig Einblicke in eine Kultur der politischen Kontrolle und Zensur.
... ned, tassot, yossot ... Bild aus dem Film „... ned, tassot, yossot ...“ (Stadtkino)




Welcome Venice

Venedig abseits der Touristenpfade, geht das? Man braucht ab dieser Woche nur ins Kino zu gehen. Der Venezianer Andrea Segre porträtiert seine Heimatstadt nach „Moleküle der Erinnerung“ ein weiteres Mal. Im Zentrum seines Dramas stehen zwei Brüder aus einer Fischerfamilie, die mit dem Wandel der Stadt und den Touristenmassen zurechtkommen müssen. Segre gibt Einblicke ins Leben echter Venezianer, von denen es immer weniger gibt, und entführt an Orte, die man als Gast wohl eher nicht zu sehen bekommt.
Welcome Venice Bild aus dem Film „Welcome Venice“ (Polyfilm)
Die Autorin
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