Ein trotz interessanter Ansätze wenig berauschendes Melodram, das komplexe Themen seicht und vorhersehbar abhandelt. Leider enttäuschend. Viel spannender als der eigentliche Film war die am Nachmittag stattgefundene Pressekonferenz, die hochgradig prominent besucht war. Neben dem sympathisch aufgelegten Sandler waren auch Carey Mulligan, Paul Dano und Ex-„Big Bang Theory“-Star Kunal Nayyar vor Ort anzutreffen.
Wettbewerb
Im Wettbewerb wurde es heute musikalisch. Margharita Vicario widmete ihren feministischen Historienfilm „Gloria!“ all den Frauen deren Kompositionen für immer vergessen bleiben, weil die Welt noch nicht reif dafür war. Ein sehr mitreißender Film.„Black Tea“ von Abdrerrhamane Sissako fehlte es ebenfalls nicht an musikalischer Untermalung. Mehr aber dann auch leider nicht. Das sehr langsame Drama über eine Frau, die vor ihrer Hochzeit in der Elfenbeinküste nach China flieht um in einem Teeladen zu arbeiten wurde mehrfach im Team nicht gut angenommen.
Queeres im Panorama
Gleich zwei deutsche Dokumentationen mit ähnlichen Themen von queeren Persönlichkeiten feierten heute in der Panorama-Schiene ihre Premiere. „Teaches of Peaches“ widmet sich der Electroclash Sängerin Peaches, die mit Songs wie „Fuck the Pain Away“ um die Jahrtausendwende Bekanntheit erlangte. Vor allem in den Clubs Berlins groß gefeiert, begleitet der Film sie bei ihrer Jubiläumstour 2022. Er gewährt nicht nur exklusive Einblicke, sondern fängt die Essenz Peaches ein, indem gleich mehrere Personen im Team zu Wort zu kommen - Für eingesessene Fans und Neulinge gleichermaßen sehenswert. Die Doku lässt dabei das Publikum erfolgreich fühlen, als wäre es selbst auf einem Konzert. Von daher empfiehlt es sich, den Film mit einer Masse zu schauen. Auf am Roten Teppich hatte Peaches einen starken Auftritt mit einer klaren Botschaft:Die Person der zweiten Dokumenration ist bereits in den 90ern verstorben, wird aber mittels Tagebucheinträgen, die als Voice Over vorgelesen werden, wiederbelebt. Jürgen Baldiga steht im Rampenlicht: Der Fotograf entwickelte in der Berliner Schwulenszene der 80er und 90er provokante Bilder, die in der Dokumentation „Baldiga - Entsichertes Herz“ sein Leben begleiten. Die Eindrücke sind perfekt collagiert und werden den Extremitäten der künstlerischen Persönlichkeit gerecht. Die Doku schafft es dabei mit ihrer Kapitel-Struktur, von dem Menschen Baldiga zu einem Gesamtbild der schwulen Subkultur und der Todeswelle der Aids-Krankheit überzuleiten. Damit steht die Doku auch im Sinne eines wertvollen Zeitdokuments der Erinnerungskultur.
After Hours in 4K
Im Rahmen der Berlinale Classics wurde spätabends, wie sollte es anders sein, die Neurestaurierung von „Die Zeit nach Mitternacht“ uraufgeführt - eine der oft vergessenen Perlen im Katalog des diesjährigen Ehrenbärpreisträgers Martin Scorsese. Der atemlose, von schwarzem Galgenhumor überzogene Trip durchs nächtliche New York hat nichts von seiner Wirkung verloren.Keine Geringere als Scorseses langjährige Cutterin Thelma Schoonmaker, maßgeblich mitverantwortlich für den geschmeidigen Rhythmus seiner Filme, stattete dem Screening einen überraschenden Besuch ab.