Im Grund ist R. Beckermanns Dokumentation handwerklich nichts viel Besseres als ein Homevideo. Oberflächlich betrachtet. Bei näherem Hinsehen entdeckt man aber, mit wieviel Humor, Feingefühl und Neugier sie an das im jüdischen Glauben so wichtige Ritual der Bar Mizwa für junge Männer bzw. der Bat Mizwa für Mädchen herangeht. Selbst Jüdin, hat es sie interessiert, wie Jugendliche im Wien von heute dieses Initiationsritual, bei dem sie zum ersten Mal feierlich aus der Tora lesen dürfen und innerhalb der Gemeinde als Erwachsene gelten, feiern. Die Art und Weise, wie das Fest rund um den eigentlichen Gottesdienst in der Synagoge gefeiert wird, ist genauso unterschiedlich wie die Intensität des Glaubens der einzelnen vier Familien. Der eine stellt seine Feier unter das Motto von Zorro, der andere feiert nach orthodoxer Tradition, aber alle feiern sie mit allen Verwandten und Freunden ein rauschendes Fest. Dieses Kunst zu feiern ist eine Kunst, die wir, selbst auf unsere Weise, immer mehr verlernt haben.
Der Film ist ein gelungenes Portrait des Lebens jüdischer Familien in Wien und vor allem der jungen Erwachsenen, die sich diese Tradition nicht nehmen lassen. Und er macht uns bewusst, wie wenig wir über unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger wissen.