Forum zu Oddity

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    Irisches Genrejuwel zum Entdecken und Gruseln

    Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
    Wahrscheinlich hat man selten die Gelegenheit, Horrorperlen aus Irland in den heimischen Kinos zu sehen. Damian McCarthys „Oddity“ ist eine solche, wurde beim SXSW-Festival in Texas vom Publikum gefeiert und läuft (erst einmal) im Rahmen des Slash-Festivals in Wien.

    Ungebetener Gast

    Schon die Eingangssequenz von „Oddity“ gibt einen Vorgeschmack darauf, was Zuschauer*innen erwartet: düstere Atmosphäre im abgelegenen Landhaus, das mehr dunkle Gänge als Zimmer zu haben scheint und nur in einer Ecke Handyempfang, geheimnisvolle (und oft unheimliche) Figuren, nervenzerfetzende Spannung und Schockmomente. Kaum betritt Dani, deren Arzt-Ehemann Ted in einer psychiatrischen Anstalt noch Nachtdienst schieben muss, in der Dunkelheit das Landhaus, klopft es; neben vielen anderen Geräuschen. Ein unbekannter Mann mit wirr-intensivem Gesichtsausdruck warnt sie, dass sie nicht allein im Haus ist, sie solle ihn einlassen. Einen Fremden? Dani kämpft mit ihrer Angst und ihren Vorurteilen.

    Mörderjagd zum Jubiläum

    Mini-Spoiler: Dani überlebt die Nacht nicht. Ihre blinde Schwester Darcy, die aber über die reale Welt hinaussieht, möchte den Mord noch einmal untersuchen. Sie ist sicher, dass Teds vermeintlich so brutaler Patient nicht der Täter ist. Um die Hintergründe aufzudecken und Rache zu üben, besucht sie am Jahrestag von Danis Tod Ted und seine neue Freundin im Landhaus. Eine unangenehme Situation für alle Beteiligten, bei der Regisseur McCarthy genau und bitterböse auf die zwischenmenschlichen Beziehungen schaut.

    Einsames Horror-Landhaus und andere Klischees

    Mit dem Kunstgriff, ein einsames Landhaus als Schauplatz von unheimlichen Vorgängen und Morden zu verwenden, erfindet McCarthy das Rad nicht neu. Trotzdem gelingt es durchgehend, dass es für „Oddity“ die notwendig düstere Atmosphäre ausstrahlt. Man möchte dort keine Nacht allein verbringen … Darcy mit ihrer Verbindung zur Geisterwelt und Ted, der ausgerechnet in einer ‚Irrenanstalt‘ arbeitet, sind ebenfalls keine unbekannten Genre-Elemente. Das stört aber nicht.

    Kreative Handschrift und effektiver Horror

    Trotz einiger typischer Genreversatzstücke ist „Oddity“ durchwegs originell und detailverliebt, vor allem, wenn es um die verfluchten oder persönlichen Gegenstände von Verstorbenen in Darcys Antiquitätenladen geht. Die Mörderjagd gestaltet sich spannend und kreativ, mit einigen satirischen Momenten. McCarthy nutzt dazu auch die zwischenmenschlichen Abgründe, die Spannungen zwischen dem Ehemann, der nicht lange um seine Frau trauert und sich bald eine Geliebte nimmt, und der Schwester der Toten und seiner Neuen. Neben dem menschlichen Horror, der sich bald auftut, gibt es nicht wenige Schockmomente. Die Jumpscares sind gut getimt und effektiv. „Oddity“ ist also nichts für allzu schwache Nerven. Und wartet mit einer originellen, wendungsreichen Geschichte auf, die weit über 08/15-Horror hinausgeht.

    Sehenswerte Horrorperle

    „Oddity“ hält die Spannung bis zum Schluss und bietet Unterhaltung für anspruchsvolle Horrorfans. Ein kleines Genrejuwel.
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    09.09.2024
    22:50 Uhr