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    Das lassen wir uns nicht gefallen. Ein Selbst-Empowernder Roadtrip Richtung Tod?

    Exklusiv für Uncut
    Welch genialer Handlungsbogen ist diesem Film eingeschrieben! Die zwei Hauptdarstellerinnen Helene (Christine Ostermayer), eine prominente Theaterdiva und die ehemalige Pflegerin und Frühpensionistin Toni (Margarethe Tiesel) sind in einer noblen SeniorInnenresidenz, wie sie aus der österreichischen Realität nur in abgespeckteren Varianten bekannt ist, Nachbarinnen und sorgen schon in den ersten Szenen ob ihrer Verschiedenartigkeit für Komödiantisches. Sonderlich lange ist diese Kuranstalt auch nicht Schauplatz des Films, da es dort erstmal um das Aufeinandertreffen der feinen, intellektuellen Helene auf die proletarische, rauchende, durch einen Sturz am Fuß verletzten Toni geht. Bei der Bitte um ein Autogramm während des entscheidenden Handlungspunkts, als Helene ihrem Neffen (Manuel Ruby) und seiner Familie, die Verkörperungen der aufstrebenden, konservativen Kleinfamilie in all ihrer Übertriebenheit darstellen, eröffnet, dass sie aufgrund ihrer Krebserkrankung Sterbehilfe in der Schweiz in Anspruch nehmen will. Der Neffe beschimpft sie sogleich, dass dies mit seiner politischen Karriere unvereinbar ist und erkundigt er sich bei der Anstaltsleitung ob seine Tante nicht entmündigt werden könne. Sehr lobenswert, dass er daraufhin gleich aufgeklärt wird, dass es heute glücklicherweise keine Entmündigung mehr gibt, sondern das neu geltende Erwachsenenschutz-Gesetz, das damit thematisiert ist.

    Abenteuer mit dem Auto

    Helene und Toni machen sich also selbst mit Helenes elegantem Auto auf den Weg in die Schweiz. Die lebensfrohe Toni und die unter Kontrollzwang stehende Helene nähern sich durch eine Reihe von überaus witzigen Pannen auf der Fahrt immer mehr aneinander an. Es scheint, als ob die Welt alten Menschen an allen Ecken und Enden ihre Würde raubt, wogegen Helene und Toni entschieden antreten. Ein kurzes Gastspiel von Stefanie Sargnagel als Autostopperin ist auch dabei, die den Tipp gibt, dass alte Menschen nicht in Würde altern -, sondern der Gesellschaft die Angst vor dem Tod eintreiben sollen.

    Die Geschichte nimmt noch eine unvorhergesehene Wendung, die ich hier nicht spoilern werde.

    Die Freundschaft zwischen Helene und Toni erlangt eine berührende Tiefe und Lebendigkeit, wie es sich alle Betrachtende des Films für den eigenen Lebensabend wünschen können. Mehrer Male hatten mir die Protagonistinnen in diesem Film Tränen in die Augen getrieben. Wunderbar gemacht in toller Naturkulisse und schicken Hotels. Große Empfehlung diesen Film anzuschauen!
    16.09.2024
    15:05 Uhr